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Wer derzeit durch die Gemeinde Much fährt oder geht, könnte denken, den bulgarischstämmigen Künstler 'Christo' hätte sein jüngstes Projekt ins Bergische Land verschlagen. Was wie eine Verpackungs-Aktion aussieht hat mit Kunst allerdings wenig gemein, vielmehr handelt es sich um eine farbenfrohe Amtshandlung.
Den Abbau des Schilderwaldes hat sich das Straßenverkehrsamt nämlich auf die Fahnen geschrieben. Beginnend in Windeck, Eitorf und zuletzt Ruppichteroth, wurde nun das Mucher Straßennetz einer Verkehrsschau in Hinblick auf "überflüssige" Verkehrsschilder unterzogen. Die Aktion in Zusammenarbeit mit der Kreispolizeibehörde, dem 'Landesbetrieb Straßen NRW', den jeweiligen Kommunen und dem 'ADAC' soll die Verkehrssicherheit durch eine Verringerung des Schilderbestandes erhöhen.
Im ersten Schritt wurden bei einer gemeinsamen Befahrung der Kommune diejenigen Schilder ermittelt, die (mehrheitlich) für entbehrlich gehalten werden. Sie wurden mit einem gelben Foliensack überzogen. Dieses Vorgehen stellt einen Test dar. Wenn innerhalb von circa vier Wochen "keine negativen Auswirkungen" festgestellt werden, so die Vorgabe, sollen die Schilder gänzlich demontiert werden. Während in den drei Kommunen im östlichen Kreisgebiet zusammen rund 1.000 Schilder verhüllt wurden, waren es allein in Much weit mehr als 500 - innerorts wie außerorts, auf Gemeinde-, Kreis-, Landes- und Bundesstraßen.
In vielen Fällen mag die Aktion sinnvoll sein. So wurden zum Beispiel die Zusatzschilder verdeckt, die anzeigen, über wieviele Kilometer ein Tempolimit Gültigkeit hat. Da aber ohnehin nach jeder Einmündung ein wiederholtes Verbotsschild stehen muß, damit die Beschränkung auch auf dem nächsten Abschnitt gilt, sind die Zusatzschilder unnötig. Auch manch anderes Schild mag ein heute überflüssiges Relikt aus vergangener Zeit sein.
Vielfach stellt die Verhüllung und der geplante Abbau der Schilder auch ein Risiko dar, das zu einem bösen Ende führen könnte. So sind zum Beispiel entlang der Wahnbachtalstraße (L 189) nahezu alle Warnschilder vor scharfen Kurven sowie die ohnehin nur im Abstand von mehreren Kilometern plazierten Schilder, die auf die kurvenreiche Strecke hinweisen, verdeckt worden.
Mit einem entsprechenden Schild bei Kreuzkapelle ist nun auch das einzige Schild unkenntlich gemacht worden, das unter anderem vor der in einem Abstand von 2,5 Kilometern nachfolgenden Kurve warnte, in der erst vor zwei Wochen eine junge Autofahrerin tödlich verunglückte. Daß die Verhüllung der Schilder fast zeitgleich mit dem Unfall erfolgte, gibt zu denken. Hier bleibt nur zu hoffen, daß in Zukunft keine "negativen Auswirkungen" zu spüren sind.
Verdeckt wurden auch solche Schilder, die seit dem 01. September 2009 aus der Straßenverkehrsordnung gestrichen wurden, so zum Beispiel das eine Kuh zeigende Dreiecksschild, das auf einen Viehtrieb hinweist.
Die Verhüllung dieser Schilder, die in Much unter anderem auf der B 56 nahe Markelsbach und auf der L 189 (Wahnbachtalstraße) zwischen Hillesheim und Herchenrath stehen, hat schon zu Protesten geführt, wie in dieser Woche auf der Sitzung des Planungs- und Verkehrs-Ausschusses zu erfahren war. Denn an beiden Stellen werden regelmäßig Viehherden über die Straße geführt, wie das Foto unten beweist. Grundlos waren die Schilder, deren Aufstellung trotz ihrer Streichung aus der StVO nach verschärften Kriterien weiterhin erlaubt ist, also nicht.
Auch aus dem Ortsteil Scheid kommen bereits Einwände. Denn auf der langen Gerade der B 56 in Höhe des Ortes galt bislang außer einer Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 70 Stundenkilometer auch ein Überholverbot. Letztere Beschränkung ist nun zum Abbau vorgesehen, hierin wird aber eine Gefahr für Abbieger von sowie auch nach Scheid gesehen.
Wer auch Einwände gegen den geplanten Abbau bestimmter Schilder hat, kann diese an das Straßenverkehrsamt des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg richten. Da es sich bei der "Verpackungsaktion" um einen großangelegten Versuch handelt, haben Einsprüche gegen Einzelmaßnahmen durchaus Aussicht auf Erfolg. (cs)
04. Februar 2010
Mancherorts - wie auf der Schulstraße in Much oder hier bei Todtenmann - wurden Schilder wieder enthüllt, ob von Amts wegen oder von Anliegern ist nicht bekannt